Vom 25. - 27- 10. 2024 besucht Waltraud Zechmeister bei Susanne Kirsch den Kurs EXPRESSIVES ACRYL. Dabei geht es darum, neue Ausdrucksformen für seine Bilder zu finden durch neue Techniken und den Kopf ausschalten beim Malen. Außerdem sollte auf dem Boden gemalt werden, was für Waltraud Zechmeister nicht in Frage kam. Dennoch hat Waltraud viele Inputs und neue Herangehensweisen ans Malen gelernt, vor allem den Umgang mit großen Formaten (100 x 120)
Diese Bilder sind ziemlich spontan entstanden, die meisten bestehen aus mehreren Schichten, die bei manchen, wie bei den Perseiden noch durchschimmern.
Dieses Bild wurden von Waltraud Zechmeister für eine Friedensausstellung gemalt, an der sie dann doch nicht teilgenommen hat
Die Serie "In den großen Städten" ist inspiriert von Gebäuden und Dachformationen der Stadt Wien. Waltraud Zechmeister hat viele Fotos von interessanten Gebäuden gemacht, die sie dann in die Zweidimensionalität als geometrische Figuren auf die Leinwand gebracht hat.
Diese Bilder entstanden in einem Interpretationsprozess, bei dem sich die in den Gedichten dargestellte Welt in der Vorstellung von Waltraud Zechmeister neu anordnete, manche Metaphern bekamen die Oberhand, andere rückten in den Hintergrund, manche entfielen, da sie in der neuen Konstruktion keinen Platz mehr fanden.
Diese Vorstellung wurde dann in mehreren, sich immer wieder verändernden Skizzen festgehalten, bis die endgültige Anordnung gefunden war. Bei diesem Prozess begannen auch die Farben immer konkreter zu werden, bis das Bild seinen Weg auf die Leinwand fand.
GRODEK I und GRODEK II
Diese beiden Bilder sind inspiriert von
Georg Trakl, GRODEK
2. Fassung
Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.
BEIDE BILDER: ACRYL AUF KEILRAHMEN / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage
UMBRAE VITAE
Dieses Bild ist inspiriert von Motiven aus Gedichten der Anthologie
Georg Heym, UMBRAE VITAE
"Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang
und blinzeln mit den Lidern, rot und klein."
"Papierne Kronen zieren sie."
"Ganz grün bin ich innen."
"Die Somnabulen (...)
Aus allen Dächern steigen sie herauf (...)
Die wild den Mond berauschen. süß voll Duft.
Sie Kitzeln ihn mit ihren zarten Händen."
"Wo durch das Tuch es weiß von Schädeln blinkt"
"Alle Engel schreien in ihren Pfeifen
Über die Türme hinaus (...)"
"In der Nacht jagt er das Feuer querfeldein"
"Der Mund ist feucht(...) und leuchtet rot"
"Meine Seele ist eine Schlange"
"Und kamen durch Stiegen und Gänge"
ACRYL AUF MALBRETT / 70 x 50 / 2023 / Preis auf Anfrage
Dieses Bild ist inspiriert von
Manfred Loydolt, KRIEGSGEDICHT
Dunkel; ja düster ein Rauch zieht herauf
Verschleiert das Licht das heilt diese Welt.
Wahnsinn und Trauer regiert nun die Zeit
Schwarz fällt der Schleier auf alles was lebt.
Die Seelen der Toten schreien uns zu
Wieso musst ich gehen, warum und wozu
War jung und lieg nun im eigenen Blut!
Musst lassen der Freunde viele zurück.
Nicht Macht und nicht Reichtum ist all das wert
Schweigt still ihr Waffen hört auf das was zählt:
Ist Jugend und Alter; Mann und ist Frau
Ewig zu wachsen im Frieden das Kind.
MIXED MEDIA AUF KEILRAHMEN / 40 X 40 / 2023 / Preis auf Anfrage
GOLD BEACH 2000
Dieses Bild ist inspiriert von
Ingeborg Bachmann, FREIES GELEIT (ARIA II)
Mit schlaftrunkenen Vögeln
und winddurchschossenen Bäumen
steht der Tag auf, und das Meer
leert einen schäumenden Becher auf ihn.
Die Flüsse wallen ans große Wasser,
und das Land legt Liebesversprechen
der reinen Luft in den Mund
mit frischen Blumen.
Die Erde will keinen Rauchpilz tragen,
kein Geschöpf ausspeien vorm Himmel,
mit Regen und Zornesblitzen abschaffen
die unerhörten Stimmen des Verderbens.
Mit uns will sie die bunten Brüder
und grauen Schwestern erwachen sehn,
den König Fisch, die Hoheit Nachtigall
und den Feuerfürsten Salamander.
Für uns pflanzt sie Korallen ins Meer.
Wäldern befiehlt sie, Ruhe zu halten,
dem Marmor, die schöne Ader zu schwellen,
noch einmal dem Tau, über die Asche zu gehn.
Die Erde will ein freies Geleit ins All
jeden Tag aus der Nacht haben,
daß noch tausend und ein Morgen wird
von der alten Schönheit jungen Gnaden.
ACRYL AUF MALBRETT / 70 x 50 / 2023 / Preis auf Anfrage
Dieses Bild ist inspiriert von
Paul Celan, CORONA
Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
die Zeit kehrt zurück in die Schale.
Im Spiegel ist Sonntag,
im Traum wird geschlafen,
der Mund redet wahr.
Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
wir sehen uns an,
wir sagen uns Dunkles,
wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.
Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße:
es ist Zeit, daß man weiß!
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.
Es ist Zeit.
ACRYL AUF LEINWAND / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage
Dieses Bild ist inspiriert von
Georg Trakl, HERBST DES EINSAMEN
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hülle;
Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Müden Brauen;
In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden
Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.
ACRYL AUF MALBRETT / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage
Das Bild ist inspiriert:VON
Georg Heym, DER KRIEG 1911
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.
(...)
Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.
Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.
(...)
In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein
Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.
(...)
Das Bild ist anlässlich des Einmarsches von Putins Truppen in der Ukraine am 24. Februar 2022 entstanden.
ACRYL AUF LEINWAND 40 X 40 / 2022 / Preis auf Anfrage
Dieses Bild ist inspiriert von
Rainer Maria Rilke, DER PANTHER
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
MIXED MEDIA AUF LEINWAND 40 x 40 / 2022 / Preis auf Anfrage
AMOURÖS
Dieses Bild ist inspiriert von
Iovakos Karamballis, DIE FREIHEIT KAM IM MAI
Die SSler hatten die Frauen getrennt, von den Männern gesondert, gehalten. Die meisten Frauen wohnten damals in Zelten nahe dem Wald. Zwischen ihnen und uns befand sich der elektrisch geladene Zaun, den ich jetzt vom Turm aus sah, weiter weg der andere Zaun aus Stacheldraht, alle 60 Meter eine Wache. In jener Zeit standen wir jeden Sonntag, an dem wir nicht arbeiteten, stundenlang dort und sahen die Frauen, die von den Zelten heraustraten und uns ebenfalls beobachteten. Die Distanz, die uns trennte, war groß. Es ist fraglich, ob wir miteinander sprechen hätten können, selbst wenn wir geschrien hätten. Selbstverständlich wagte niemand, etwas Derartiges zu versuchen. Noch war es nötig. Dieses schweigsame, gegenseitige Betrachten, das zwei Zäune aus Stachel-draht durchdrang, hatte keine Sprache nötig. Es waren die Stunden der Liebe in Mauthausen. Jedoch bedenke: Diese Frauen und diese Männer, die einander schweigend unendliche Stunden lang ansahen, waren mit denselben gestreiften, verblichenen, tausendmal getragenen Kleidern von Zuchthäuslern bekleidet. Ihre Körper waren ausgedörrt, ihre Wangen eingefallen und haarig durch den Vitaminmangel. Das Haar geschoren, in einem Streifen von der Mitte der Stirn bis zum Nacken rasiert. Nur die Augen waren größer und tiefer denn je, damit sie die Angst fassen konnten. Der unter Hochspannung stehende Zaun und der Stacheldraht mit den Wachen waren nicht eine einfache technische Installation, sondern ein unüberwindbares Hindernis. Hier legte eine Anordnung fest, dass sich das Männliche vom Weiblichen endgültig trenne. Eine Anordnung, groß wie das Schicksal. Eine Trennung des ewigen Paares. Ein Schnitt gegen die Natur, gegen die vom Himmel und der Erde Bestimmten, „ein Fleisch und Blut“ zu sein. Das Leben brach, die Natur war ermordet. In das Essen schmissen sie Drogen. Die Frauen fühlten sich nicht länger als Frauen. Die Regel blieb aus. Die Männer waren impotent, keine Erektionen, keine nächtlichen Ejakulationen. Die Körper waren verdörrt. Aber diese Sonntage waren die Tage der Liebe in Mauthausen. Das lange, stundenlange Betrachten holte die Lust in ihrer ganzen Heiligkeit und Wehmut in die großen und tiefen Augen. Und du spürtest ein Beben in den Füßen, als würde jemand eine riesige, tief in der Erde steckende Trommel schlagen. Wenn die Zäune plötzlich weg wären... Männer und Frauen würden einander in einem gierigen Begehren fassen. Die halbtoten, knochigen Körper würden umarmt auf das Gras und die Erde rollen, würden schmelzen, würden jaulen, würden sterben, wie... wie der Gefangene, der an einem verschneiten Tag in die SS- Küche raste, eine gekochte Rinderkeule umarmte und aß. Er aß und aß. Sie schlugen ihn und er aß, sie verletzten ihn tödlich und er aß weiter, sie töteten ihn und er aß immer noch.
Das Bild entstand für die Ausstellung "Hundert Bilder für die Freiheit", organisiert von Elena Strubakis.
MIXED MEDIA AUF LEINWAND / 30 x 60 / 2020 / Preis auf Anfrage